Empfehlungen für Betreiber und Nutzer
Kategorie
Zielkonflikte
Dies spart ggf. nicht nur Stromkosten sondern auch Investitions- und Betriebskosten für Klimaanlage
Details
Nicht selten machen Bürogeräte einen beträchtlichen Anteil der verbrauchten Endenergie in Bürogebäuden aus und tragen so auch in nicht zu unterschätzender Weise zu den internen Wärmelasten dieser Gebäude bei. Sie stellen damit einen möglichen Ansatzpunkt dar, wie allfällige zu hohe Raumlufttemperaturen reduziert werden können. Handlungsmöglichkeiten sind:
- Ausschalten von nicht benötigten Geräten und wenn immer möglich, der Beleuchtung (intelligente Standby-Technologie; eventuell Nachrüstung von Tageslicht- und Anwesenheitssensorik)
- Verwendung von energieeffizienten Geräten und Beleuchtung (aktuelle Angaben zu energieeffizienten Geräten finden sich unter www.topten.ch)
- Abschirmung/ Separierung/ Verlagerung in unkritische Zonen von Geräten mit grosser Hitzeproduktion (insbesondere Server)
- Abführung der Abwärme direkt beim Gerät über gut funktionierende Lüftung (z.B. existieren entsprechende Dock-In-Stations und Leuchten).
Falls mit diesen Massnahmen allein die sommerlichen nicht aber die winterlichen Innenraumtemperaturen gesenkt werden sollen, so muss beachtet werden, dass dadurch im Winter ein besserer Wärmeschutz nötig werden kann.
Kategorie
Details
Die Lufttemperatur im Winter liegt in Schweizerischen Bürogebäuden oft oberhalb der Empfehlungen (aufgrund Unterschätzung der internen Lasten, Problematik von schwankender Belegung, Geräteverwendung und Aussentemperatur). Falls die Raumlufttemperatur im Winter tatsächlich zu hoch ist, wird empfohlen, diese schrittweise und geringfügig, auf keinen Fall abrupt und drastisch zu reduzieren. Senkung der Temperatur durch Lüftung ist energetisch wenig nachhaltig. Selbstverständlich wäre aber eine auf Wetter- und Belegungsprognosen gestützte Heizungs- bzw. Kühlungssteuerung wünschenswerter.
Von einer Information der Nutzenden über eine Temperatursenkung ist eher abzuraten bzw. eine allfällige Information ist gut zu durchdenken. Eine Ankündigung der Senkung kann zu unerwünschten Placeboeffekten oder der Sensibilisierung der Nutzenden auf die Temperaturthematik führen. Dies wiederum hätte zur Folge, dass bei einer Ankündigung der Senkung mehr Beschwerden gemeldet werden als wenn die Senkung nicht angekündigt wird.
Im Zusammenhang mit der Wahl von Temperatursetpoints empfehlen wir zudem auch, Anpassungen auf Wunsch von Gebäudenutzenden nur dann vorzunehmen, wenn entsprechende Beschwerden repräsentativ sind und andere Massnahmen keine Wirkung zeigen. Andere Massnahmen können sein: Die Nutzenden können bei Beschwerden auf Ihre Handlungsmöglichkeiten im Bereich Kleidung hingewiesen werden. Ebenfalls dürfte eine Information über die energetischen Vorteile von nicht allzu hoher Raumtemperatur und über die Regel der Orientierung am Allgemein- und nicht am Individualwohl der Nutzenden eine toleranz- und akzeptanzfördernde Wirkung haben.
Kategorie
Details
Nicht zu 100% den eigenen Präferenzen entsprechende Bedingungen im Büroraum sind für Gebäudenutzende einfacher zu akzeptieren, wenn sie (zumindest subjektiv) ein Gefühl der Kontrolle über die nicht ganz zufriedenstellenden Bedingungen haben[1]. Eine Facility-Management-Massnahme, die dieses Gefühl der Kontrolle über die vorhandenen Bedingungen bei den Nutzenden fördern kann, ist es, schnell und ggf. effektiv auf Beschwerden zu reagieren. Hierbei ist es aber wichtig, darauf zu achten, dass energie- und komfortrelevante Anpassungen in der Gebäudesteuerung aufgrund von Nutzerbeschwerden nur dann vorgenommen werden sollen, wenn diese repräsentativ sind und andere Massnahmen keine Wirkung zeigen.
Ein weiterer, in diesem Zusammenhang relevanter Aspekt zum Thema subjektive Kontrolle ist folgender: Im Grunde wird durch eine Erhöhung der subjektiv empfundene Kontrolle oft gar nicht nur die Akzeptanz unangenehmer Bedingungen sondern stattdessen die tatsächliche Zufriedenheit mit den vorhandenen Bedingungen gefördert – dies trifft oft selbst dann zu, wenn objektiv gesehen gar keine Kontrolle ausgeübt wurde (bspw. im Falle von Placebo-Thermostaten oder wenn Betreiber als Reaktion auf Beschwerden Massnahmen kommunizieren, die effektiv gar nicht durchgeführt wurden). Die Ausnutzung des Placebo-Effekts ist aber nicht nur im Kontext der Medizin sondern auch in Zusammenhang mit dem Betrieb von Gebäuden ethisch umstritten.
[1] Cole and Brown (2009)
Kategorie
Zielkonflikte
Teilweise dienen auch Stützen als massive Bauteile, welche überschüssige Wärme aufnehmen können. Diese sollten aber aus der Perspektive der Flexibilität bei Veränderungen eher in die Fassade integriert sein.
Details
Bei massiver Bauweise (beispielsweise Beton, Kalksandstein, Gips, Natursteine) kann die durch direkte Sonneneinstrahlung erwärmte Innenraumluft ihre Wärmeenergie an die Baumasse übergeben (wo sie gespeichert wird), so dass sich der Raum selbst weniger schnell aufheizt. In der Folge ist weniger oft Verschattung und Kunstlicht nötig und damit häufiger Tageslichtnutzung möglich. In diesem Zusammenhang ist auch dem Innenausbau Beachtung zu schenken, da Elemente wie Akustikplatten, dicke Teppiche, Wandtafelungen, Doppeldecken etc. zum Teil isolierend wirken und dazu führen können, dass die ursprünglich geplante Aufnahme der Wärmeenergie durch die Baumasse nicht wie geplant stattfinden kann. Der Raum heizt sich auf und man ist auf Verschattung und Kunstlicht angewiesen und generiert interne Wärmelasten.
Kategorie
Details
Eine gute Beleuchtung hängt von vielen projektspezifischen Faktoren ab. Um das volle Potenzial zu nutzen, empfiehlt es sich, Fachplaner beizuziehen und mit diesen eine präzise Zielvereinbarung bezüglich Lichtqualität und ökologischer Nachhaltigkeit zu treffen. Lichtplaner sind in Lichtplanungsbüros oder bei grösseren Leuchtenherstellern zu finden. Allerdings ist zu beachten, dass herstellerabhängige Lichtplaner potenziell in einem Interessenskonflikt zwischen Verkaufsmaximierung und Kundennutzen stehen können.
Kategorie
Details
Blendungen oder Reflexionen durch direkt einfallendes Sonnenlicht reduzieren den visuellen Komfort und die Aufgabenleistung[1]. Blend- und Reflexionsprobleme treten meist durch tiefe Sonnenstände und insbesondere an West- und Ostfassaden auf. Um solchen Problemen vorzubeugen wird grundsätzlich empfohlen, Arbeitsplätze immer so auszurichten, dass Nutzende mit der Körperseite zum Fenster sitzen und dass den Nutzenden auch genügend Kontrolle über den direkten Tageslichteinfall mittels separater, pro Arbeitsplatz vorhandener, von unten her hochfahrbarer Blendschutzsysteme gegeben wird.
[1] J. Veitch (2006)
Kategorie
Details
Das künstliche Licht wird von Lichtquellen (Lampen) erzeugt und von Leuchten im Raum verteilt. Der Typ der Leuchten bestimmt die Verteilung, den Charakter und die Effizienz des Lichts.
Oft wird empfohlen, möglichst tageslichtähnliche Lampen mit entsprechenden spektralen Eigenschaften einzusetzen, da – im Gegensatz zu gewöhnlichen Lampen - von positiven Effekten auf die Stimmung und Gesundheit ausgegangen wird. Der tatsächliche wissenschaftliche Befundlage zur Thematik ist aber keineswegs so klar, wie das entsprechende Lampenhersteller behaupten[1] und entsprechend lassen sich die mit solchen Lampen verbundenen deutlich höheren Anschaffungskosten und Energieverbräuche kaum rechtfertigen. Es kann allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass in Zukunft methodisch ausgefeiltere Studien den geschuldeten Wirksamkeitsnachweis doch noch erbringen.
Ganz egal welche Lampenart am Ende gewählt wird: Die künstliche Beleuchtung sollte auf die vorhandene Tageslichtsituation abgestimmt sein. Je kleiner die Fenster eines Raums und umso grösser seine Tiefe umso häufiger und leuchtstärker wird Kunstlicht benötigt. Insbesondere bei Räumen mit unterschiedlichen Tageslichtzonen ist die Schaltung bzw. das Steuerungskonzept des Kunstlichts zu berücksichtigen: fensternahe Leuchten sollten in diesem Fall separat von fensterfernen Leuchten geschaltet werden.
Für Büroarbeitsplätze wird in vielen Normen eine Beleuchtungsstärke von 500 Lux empfohlen. In der Praxis wird dies häufig so umgesetzt, dass eine indirekte Deckenbeleuchtung mit 300 Lux als Allgemein- und Umgebungsbeleuchtung dient, dass aber Nutzende bei Bedarf mithilfe individueller Steh- oder Tischleuchten die einfallende Leuchtstärke auf 500 Lux erweitern können. Die indirekte Deckenbeleuchtung unterstützt die Gleichmässigkeit der Lichtverteilung und schafft durch die aufgehellte Decke eine helle, räumliche Erscheinung. Indirekte Beleuchtung reduziert zudem auch Blendeffekte, da durch sie eine Reduktion des Kontrasts von Decke zu Leuchte erreicht wird. Durch diese Beleuchtungsstrategie werden auf energieeffiziente Art und Weise die in der Büroarbeit typischen Arbeiten am Computer aber auch Schreib- und Lesearbeiten unterstützt. Für die Arbeit am Computer ist zusätzlich aber auch die Bildschirmbeleuchtung entscheidend.
Nicht immer entsprechen Nutzende, Arbeitsplätze und Arbeiten dem in schweizerischen Bürogebäuden typischen anzutreffenden und mit Büronormen abgedeckten Fall. Eine spezifische Optimierung der künstlichen Beleuchtung wird deshalb für jene Arbeitsplätze empfohlen, die besonders kunstlichtabhängige Tätigkeiten (z.B. Feinmotorik, Lesen von Plänen, Studieren von Zahlen etc.), Arbeitszeiten (Schichtarbeit) und Nutzende (z.B. ältere oder sehbehinderte Mitarbeitende) unterstützen müssen oder die sich an Orten mit wenig Tageslichtzugang befinden (z.B. im Untergeschoss oder im Zentrum besonders tiefer Büroräume).
Mit ambitionierteren Energieeffizienzzielen muss zudem immer stärker auch die Abstimmung des Kunstlichts auf den tatsächlichen Bedarf (also bei Anwesenheit und geringer Tageslichtverfügbarkeit) optimiert werden. Diese Anforderung hat dazu geführt, dass in vielen modernen Bürogebäuden der Einsatz künstlicher Beleuchtung über Bewegungssensoren und die Wahl der verwendeten Leuchtstärke über Tageslichtsensoren gesteuert wird, was vom dahinter stehenden ökologischen Grundgedanken her sicher unterstützenswert ist. Hierbei ist es aber äusserst kritisch, wie gut die entsprechenden Sensoren ausgerichtet sind und die Automatisierung programmiert ist. Situationen, in denen Nutzende die Beleuchtung mittels Bewegungen immer wieder bewusst aktivieren müssen oder die Beleuchtung mittels Bewegung ungewollt eingestellt wird, tragen zur Unzufriedenheit der Nutzenden mit der Beleuchtung und zu unnötigem Energieverbrauch bei[2]. Eine Alternative zu den oft unzuverlässigen Bewegungssensoren bieten Infrarot-, Ultraschall- und CO2–Sensoren. Diese funktionieren zuverlässiger, da sie…
Je weniger die defaultmässig vorhandene künstliche Beleuchtung und die zugehörigen Automationssysteme die von den Nutzenden tatsächlich gewünschten Bedingungen herzustellen vermögen desto wichtiger wird auch die Möglichkeit für Nutzende, selbst individuell Einfluss auf die vorhandene Beleuchtungssituation nehmen zu können[3] (vgl. auch Maximierung von Präferenzanpassungsmöglichkeiten und Nutzerakzeptanz).
Kontrolle über die Licht- und Beleuchtungssituation kann - je nach Tageslichtkonzept und Beleuchtungsanlage - auf verschiedene Weisen ausgeübt werden:
- Manuelle Betätigung von Lichtschaltern bei der Grundbeleuchtung und bei Arbeitsplatzleuchten
- Übersteuerung von Verschattungssystemen
- Nutzung des Blendschutzes
- Wahl des Arbeitsplatzes (vgl. non-territoriale, aktivitätsorientierte Arbeitsplatzkonzepte)
Generell kann gesagt werden, dass aus Sicht der Nutzenden möglichst viel arbeitsplatzspezifische Kontrolle über die Licht- und Beleuchtungsituation vorhanden sein sollte (Verschattungssegmente, Blendschutzvorrichtungen und Leuchten jeweils pro Arbeitsplatz), aber so, dass die Kontrolle nicht allzu häufig ausgeübt werden muss. Falls arbeitsplatzspezifische Kontrolle nicht möglich ist, können nötigenfalls partizipativ Regeln für den Umgang mit Präferenzunterschieden aufgestellt werden. Die vorhandenen Kontrollmöglichkeiten sollten zudem auch intuitiv verständlich gestaltet sein und ausreichend kommuniziert werden.
[1] McColl and Veitch (2001)
[2] Galasiu and Veitch (2006)
[3] J. Veitch (2006)
Kategorie
Details
Helle, nicht spiegelnde und gleichzeitig kontrastfreie Oberflächen reflektieren das Tageslicht und erhöhen dadurch die erzielten Leuchtstärken. Eine derartige Gestaltung lohnt sich in allen Bürogebäuden aber insbesondere dort, wo eine grosse Tageslichtverfügbarkeit wegen tiefer Räume speziell gefördert werden soll. In Kombination mit Lichtlenksystemen kann die Notwendigkeit künstlicher Beleuchtung reduziert und dadurch der Komfort erhöht und der Energieverbrauch gesenkt werden.
In speziellen Zonen kann es aber durchaus auch wünschenswert sein, dunkle Farben einzusetzen – nämlich bspw. dann, wenn für Ruheräume, oder in Zonen für konzentrierte Arbeit nicht die Beleuchtung sondern die Atmosphäre im Vordergrund steht.
Kategorie
Zielkonflikte
Zielkonflikt: Ist die Gebäudestruktur einmal erstellt, sind Änderungen aufwendig und kostenintensiv. Die Nutzungsflexibilität sinkt.
Details
Als Betreiber können Sie zu einer guten Tageslichtsituation beitragen, indem Sie beim Innenausbau darauf achten, dass
- das Tageslichtkonzept des Gebäudes nicht durch den Einzug von Wänden, die Farbwahl für Oberflächen oder die Möblierung unterwandert sondern unterstützt wird und so weiterhin ausreichend Tageslicht blend- und kontrastfrei in den jeweiligen Raum einfallen kann. Hiebei ist es aber wichtig, dass das entsprechende Konzept bereits in der Planung dokumentiert wird und vom Planer an den Betreiber bzw. von Betreiber zu Betreiber weitergegeben wird.
- Bürolayouts so gewählt werden, dass die Nutzung zu den vorhandenen Beleuchtungssituationen passt. Naheliegenderweise ist es zwecks Tageslichtverfügbarkeit generell empfehlenswert, jene Flächen, die von den Gebäudenutzenden am häufigsten benutzt werden (Arbeitsplätze) oder speziell der tageslichtunterstützten Erholung dienen sollen (Pausenräume, Caféterias etc.) nach Möglichkeit an der Fassade zu platzieren. Alle anderen Flächen, die selten benutzt werden, können in der Gebäudemitte bzw. im Keller verortet werden - allen voran Nebennutzflächen wie Sanitär- und Technikräume, aber bei knappen Flächenverhältnissen auch Hauptnutzflächen wie Sitzungszimmer. Hierauf ist nicht erst im Betrieb sondern bereits in der Gebäudeplanung zu achten, da die Gebäudetechnik und entsprechende Anschlüsse darauf ausgelegt sein müssen. Die Entscheide zur Verortung der verschiedenen Flächen sollten basierend auf einer professionell durchgeführten nutzerorientierten Bedarfsanalyse gefällt werden.