Nach der Klärung der Messziele und der mit den Messdaten zu beantwortenden Fragestellungen, sollte ein zielführendes Messkonzept ausgearbeitet werden. Es ist zu beurteilen, welche Daten wie, wo und wann erfasst werden müssen, damit sie tatsächlich zur Beantwortung der identifizierten Fragestellungen beitragen.
Hierbei sollte man nicht von Beginn weg einzig auf gerätegestützte Messungen fixiert sein, sondern auch andere Datenerhebungsmethoden wie bspw. Befragungen der Nutzenden oder der Facility Management Mitarbeitenden in Betracht ziehen. Während sich Befragungsmethoden für die effiziente und zuverlässige Erfassung aller Aspekte eignen, die der menschlichen Wahrnehmung gut zugänglich sind, sind technische Messungen eher dazu dienlich, nicht oder nur schwer durch die menschliche Wahrnehmung fassbare Ursachen von ganz spezifischen Komfort- oder Gesundheitsbeschwerden von Nutzenden objektiv und präzise anhand von Einzelparametern zu erheben. Typische Fälle, bei denen mit Vorteil auf eine gerätetechnisch unterstützte Datenerhebung zurückgegriffen wird, sind folgende:
- Erhebung nicht wahrnehmbarer Gesundheitsgefährdungen (z.B. Asbest, Formaldehyd)
- Klärung von Problemursachen, die von Nutzenden tendenziell falsch oder nicht differenziert genug eingeschätzt werden (z.B. werden Kältebeschwerden von Nutzenden oft fälschlicherweise auf eine zu niedrige Lufttemperatur zurückgeführt, obwohl tatsächlich Kältestrahlung oder Zugluft die Hauptursache darstellen)
- Objektive Erfassung von komplexen Wechselwirkungen / Problemsituationen im Zeitverlauf (z.B. der Zusammenhang von Verhalten, Lufttemperatur, Luftfeuchte und Staubentwicklung) – solche Zusammenhänge sind für Menschen nur sehr schwer korrekt zu erfassen
Da die meisten komfort-, gesundheits- und leistungsrelevanten Aspekte der Qualität einer Büroumgebung durchaus der menschlichen Wahrnehmung zugänglich sind, dürfte es sich in vielen Fällen lohnen, mit einer entsprechenden Mitarbeitendenbefragung zu starten und je nach Ergebnis gezielt zusätzliche, problemspezifische, geräteunterstützte Messungen vorzunehmen. Objektive Messergebnisse eignen sich im organisationalen Kotext oft auch dafür, das finanzielle Budget für Optimierungsmassnahmen durchzusetzen.
Ob durchzuführende Datenerhebungen am Ende tatsächlich zur Beantwortung der zu klärenden Fragen und zur Erreichung der Messziele beitragen, hängt sowohl im Falle von Befragungen als auch im Falle von objektiven Messungen davon ab, welche Messgrössen auf welche Art, an welchem Ort und zu welcher Zeit erfasst werden. Während bei Befragungen der Inhalt und die Formulierung der Fragen sowie die Stichprobe und der/die Zeitpunkt/e der Befragung entscheidend sind, sind bei gerätegestützten Messungen die Wahl der geeigneten Messparameter, die Qualität, Platzierung (belegter oder unbelegter Arbeitsplatz, Höhe, Störeinflüsse) und Anzahl der Messgeräte sowie der/ die Messzeitpunkt/e (punktuell, im Tages-, Wochen-, Jahresverlauf etc.) kritisch. Leider werden aber – insbesondere im technischen Bereich - allzu oft Messkonzepte verwendet, die zur Klärung der vorliegenden Probleme nur einen geringen Beitrag leisten. Einige Beispiele seien hierzu exemplarisch angeführt:
- Im Tagesverlauf gemessene CO2-Werte sagen nur unter bestimmten Umständen etwas über Geruchsbelästigung im Büro aus, werden aber oft als alleiniger entscheidungsrelevanter Luftqualitätsindikator verwendet. Je nach Fall sollten zur Bewertung der Luftqualität bspw. VOC- oder Staubmessungen ergänzt werden.
- Störende Zugluft kann lokal und zeitlich begrenzt auftreten. Entsprechend tragen Luftgeschwindigkeitsmessungen an einem willkürlich festgelegten Ort und zu einer beliebig festgelegten Zeit mit grosser Wahrscheinlichkeit nur wenig zur Problemlösung bei.
- Obwohl auch der Schallpegel und der Nachhall mit der Verständlichkeit von Bürogesprächen zusammenhängen, dürften gezielt am Ort der Störquelle / der Lärmbelastung durchgeführte Sprachverständlichkeitsmessungen über mehrere Tage während der Arbeitszeit eine genauere Problembeschreibung liefern.
In vielen Fällen ist es daher ratsam, zur Entwicklung eines geeigneten Messkonzepts Experten beizuziehen.
Sobald herausgearbeitet wurde, welche Daten, wie wo und wann erfasst werden sollen, sollte vor der Durchführung eigener Messungen zunächst noch geprüft werden, ob nicht eventuell bereits geeignete Befragungs- oder Messwerte vorliegen. In manchen Fällen werden bspw. relevante objektive Messwerte bereits automatisch und kontinuierlich durch die Gebäudetechnik erfasst oder es wurden in einem anderen Zusammenhang bereits Messungen durchgeführt. Diese gilt es, für die Bearbeitung der vorliegenden Problemstellung zu berücksichtigen bzw. zu nutzen.