Die Raumakustik beschäftigt sich mit den in Räumen stattfindenden Schallereignissen und damit, wie sich diese auf die Nutzenden dieser Räume auswirken. In Bezug auf Büroräume wird häufig wird angenommen, dass die Störwirkung von Bürogeräuschen zur Hauptsache von ihrer objektiv messbaren Lautstärke abhängig sei. Dies trifft so nicht zu. Viel stärker als von der Lautstärke hängt die empfundene Störwirkung typischer Bürogeräusche von der Qualität des Geräuschs (Informationsgehalt, zeitlicher Verlauf) und der Aktivität der beurteilenden Person ab . In Übereinstimmung mit dieser Theorie empfinden bspw. konzentriert einzeln arbeitende Personen von allen Lärmquellen im Büro die Gespräche von Arbeitskollegen als am störendsten. Dennoch ist an Standardarbeitsplätzen nebst Konzentration zugleich meist auch informelle Kommunikation zwischen den Mitarbeitenden erwünscht. Die Sprachverständlichkeit in Büroräumen muss also nicht – wie durch Minimierung von Nachhallzeiten oft unbewusst praktiziert - generell maximiert sondern je nach Anforderungen bewusst und räumlich differenziert hergestellt werden.
Entsprechend wird eine allzu starre Orientierung an bestehenden Normen nicht empfohlen. Für den häufig anzutreffenden Fall von offenen Bürostrukturen mit verschiedenen Standardarbeitsplatzbereichen (für unterschiedliche Teams) wird stattdessen vorgeschlagen, die Sprachverständlichkeit zwischen folgenden Bereichen möglichst gering zu halten:
- Zwischen direkt benachbarten Arbeitsplätzen innerhalb eines Arbeitsbereichs (wenn Personen sitzen und den Sprachschall nicht gezielt in Richtung der benachbarten Person lenken)
- Zwischen verschiedenen Arbeitsbereichen
- Zwischen Arbeitsbereichen und Durchgangszonen
- Zwischen Arbeitsbereichen und angrenzenden Räumen
Selbstverständlich ist aber eine grobe Orientierung an Normen wie der DIN 18041 „Hörsamkeit in kleinen und mittelgrossen Räumen“ dennoch sinnvoll, da es bei der Raumakustik nicht nur um Sprachverständlichkeit sondern bspw. auch um wahrgenommene Klangqualität und Lautstärke, um Orientierung und Sprecherlokalisierung wie auch um die Vermeidung von Effekten wie Echos und stehende Wellen geht (vgl. hierzu auch unsere Empfehlungen zur Raumakustik unter dem Stichwort Privacy und Lärm).
Empfohlene Werte zu messbaren Parametern im Bereich Raumakustik (z.B. Sprachverständlichkeit, Nachhallzeiten, Schallpegel) finden sich in
- den Wegleitungen zu den Verordnungen 3 und 4 zum Arbeitsgesetz: ArGV 3 Art. 22: Lärm und Erschütterungen
- der DIN 18041: 2004: Hörsamkeit in kleinen bis mittelgrossen Räumen
- SN EN ISO 3382-3:2012: Akustik – Messung von Parametern der Raumakustik – Teil 3: Durchgehende Räume
Darüber hinaus existieren auch weiterführende Normen dazu, wie Sprachverständlichkeit gemessen werden kann. Allerdings ist bei diesen zu beachten, dass die darin beschriebenen Messverfahren hautpsächlich darauf ausgelegt sind, die Verständlichkeit von Sprach-Beschallungsanlagen (lautsprecherbasierte Warn- und Informationssysteme) zu prüfen.